Wenn man den Auftritt der deutschen Nationalmannschaft in einem Tonstudio 1974 als Maß aller Dinge genommen hätte, dann wären die Aussichten auf einen Titelgewinn der Fußball-WM in diesem Jahr düster gewesen. Doch die gleichen Männer, die mehr schlecht als recht “Fußball ist unser Leben” in die Mikrofone trällerten, sollten kurze Zeit später Fußballgeschichte schreiben.
Deutschland war schon nach dem Krieg zu einer der größten Fußball-Nationen herangewachsen und der Gewinn des internationalen Titels 1954 hatte daran einen großen Anteil. Umso größer war der Druck, erneut einen Titel zu gewinnen, und es dauerte 20 Jahre, bis der Wunsch den Mannen des DFB erfüllt wurde.
Ein erstes Anzeichen für die Stärke der deutschen Mannschaft war der Gewinn der Europameisterschaft 1972 gewesen. Das brachte dem Verband und den Spielern Auftrieb. Im gleichen Jahr hatte man die Engländer geschlagen, im Finale dann auch die Sowjetunion. Dass die WM auch noch im eigenen Land stattfand, brachte zwar zusätzlichen Druck, aber auch Motivation.
Die Deutschen gewannen im Endspiel gegen die Niederlande, und Spieler wie Hoeneß, Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und Gerd Müller schrieben Fußballgeschichte. Längst hatte man den peinlichen Gesangsauftritt vergessen.
Bei einem weiteren Versuch die EM zu gewinnen, scheiterte die deutsche Auswahl mit einem verschossenen Elfmeter von Uli Hoeneß im Endspiel. Bei der WM in Argentinien wurde es noch schlimmer, als man gegen Österreich verlor und im Achtelfinale ausschied. Danach konnte es nur bergauf gehen und mit dem Gewinn der Europameisterschaft 1980 in Italien waren alle Niederlagen vergessen. Horst Hrubesch war damals der Torschüzte, der gegen Belgien den Sieg brachte.
1985 begann dann die Ära von Franz Beckenbauer als deutscher Teamchef (ein Titel der geschaffen wurde, weil er keine Trainerlizenz hatte). Er führte die Mannschaft bei der WM in Mexiko immerhin bis ins Halbfinale. Auch die EM im eigenen Land brachte keinen Titel ein und man musste zuschauen, wie ausgerechnet die Niederlande Europameister wurden. Erst 1990 wurde Beckenbauers Bemühungen durch den Gewinn der WM durch einen Sieg über Argentinien belohnt. Er trat nach Erreichen des Titels zurück und der DFB holte Berti Vogts in den Chefsessel. Er schaffte es immerhin 1996 die Europameisterschaft zu gewinnen, auch dank der neuen Golden Goal Regel, die sich Oliver Bierhoff zu Nutze machte und das entscheidende Tor schoss.
Nach mäßigen Trainer-Leistungen von Erich Ribbeck und Rudi Völler kam Jürgen Klinsmann zur Elf zurück. Der ehemalige Stürmer brachte eine Neuausrichtung, auch mit neuen Trainingsmethoden. Er hatte ausserdem sowohl den Konföderationen-Cup als auch die WM im eigenen Land, und es wurde viel erwartet. Zwar reichte es im Finale gegen Brasilien nicht für einen Sieg. aber die Mannschaft wurde durch ihr beherztes Auftreten und ihre Spielfreunde zum “Weltmeister der Herzen” von der Presse gekürt.
Es sollte Klinsmanns Nachfolger Jogi Löws Aufgabe dann werden, wieder einen WM-Titel zu holen, und es gelang ihm ausgerechnet in Brasilien.